hastedt
Musikedition
- Bremen
Anja Thauer
(1945-1973)
Violoncello
Aufnahmen
der 60er JahreRudolf
Macudzinski, Klavier
(1907-1986)
I.
Richard Strauss
Sonate F-Dur op. 6 für
Violoncello und
Klavier (1882)
(23:44)
II. Max Reger
Suite
Nr. 3 op. 131 c (1915)(16:14)
III. Dmitri
Schostakowitsch
Sonate für Violoncello
und
Klavier op. 40 (1934)(22:07)
IV.
Jean FrançaixFantaisie
für
Violoncello
und Klavier (1962)(15:53)
ht
6602 (CD nicht mehr lieferbar)
FONO FORUM, 5/2011:
"...Thauer
ist 1973
gestorben. Heute ist sie allenfalls Eingeweihten noch ein Begriff. Doch
wer diese Aufnahme hört, wird sich fassungslos an den Kopf greifen und
fragen, wie diese Vergessenheit zu begründen ist. Wie Thauer das Con
brio im Kopfsatz der Strauss-Sonate umsetzt, wie burschikos
und
dynamisch höchst differenziert das Scherzo der Reger-Suite gestaltet,
wie kompromisslos und rhythmisch stringent sie das Allegro bei
Schostakowitsch nimmt, wie verspielt bei ihr das Scherzo von Francais
klingt - all das macht ihr Musizieren unverwechselbar. ..." (Christoph
Vratz)
Bewertung: Musik * *
* * *
Konzertemit dem
Radio-Sinfonieorchester
Stuttgart des SWR
I. Camille Saint-Saëns
Konzert
Nr. 1 für
Violincello und Orchester a-moll op.33
Leitung Hans Müller-Kray
(17:44)
II. Frédéric ChopinSonate
für Klavier und Violoncello g-moll op. 65
Claude Françaix,
Klavier
(22:16)
III.
Eugen D'Albert
Konzert für
Violincello und
Orchester C-dur op.20
Leitung Räto Tschupp
(20:09)
IV. Peter Iljitsch TschaikowskyVariationen
über ein Rokoko-Thema A-dur op.33
Leitung Christoph Stepp
(17:14)
ht
6606 (CD nicht mehr lieferbar)
Mit
dem Cello durch
die Wand. Ungestüm, brodelnd, waghalsig. Hatte Jacqueline du Pré eine
deutsche Schwester? Es hört sich fast danach an. Anja Thauer heißt die
junge Cellistin und Hoelscher-Schülerin, die in den 1960ern und frühen
1970ern der aufstrebende Stern am europäischen Cellohimmel war. Zwei
Neuveröffentlichungen des Labels Hastedt sorgen mit dieser
Wiederentdeckung derzeit für Aufregung und Entzücken. Thauer spielt
darauf all die virtuosen romantischen Konzerte und Sonaten für
weinendes Cello, die diesem hitzigen Gemüt entsprechen - auf einer der
CDs sind das Saint-Saëns' a-Moll-Konzert, d'Alberts Konzert op. 20 in
C-Dur, Tschaikowskys Variationen über ein Rokoko-Thema und Chopins
Sonate für Klavier und Cello.
Hastedt schöpft aus
Einspielungen
Thauers mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart von 1966 bis 1973
unter drei verschiedenen Dirigenten (Hans Müller-Kray, Räto Tschupp und
Christoph Stepp). Trotz der Zeitspanne und unterschiedlicher
Interpreten präsentiert sich die CD einheitlich, fast wie eine
Konzeptproduktion. Beweglich folgt das RSO Thauers Melodieflüssen,
setzt ihnen einen Rahmen. Einzig die matte Klangqualität, vor allem im
d'Albert-Konzert, trübt diese wunderbare Veröffentlichung. Der etwas
gedämpfte Ton ist wohl dem Alter der Aufnahme geschuldet und lässt
Thauers Klang noch dunkler wirken.
In dieser
Dunkelheit liegt
ein kleiner Unterschied zu du Pré. Thauer strahlt weniger, auch ihr
Diskant hat etwas Düsteres. Stets ist ihr Spiel durchtränkt von
intensivem Sehnen, romantischem Sich-Verzehren. Ihr Vibrato im d?Albert
wirkt wie ein auskomponiertes Zittern. Thauer scheut sich auch nicht
davor, "dreckig" zu spielen. Schmachtende Glissandi stehen neben zu
schnell geschmissenen Bögen. Die ohnehin schon ausdrucksstarken Stücke
werden mit ihrem feurigen Ton ausufernd. Weiche Übergänge sind nicht
Thauers Stil, freie Dynamik und Sforzati zerrupfen buchstäblich die
Werke. Wen überrascht es da, dass die Wiederholung der Exposition in
der Chopin-Sonate übersprungen wird? Bei der Einspielung dieser Sonate
waren die befreundete Pianistin Claude Françaix und Anja Thauer gerade
mal 18 Jahre alt. Das expressive Spiel der beiden kommt der spontanen
Poesie und dem lose zusammenhängenden Charakter der Sonate sehr zu Gute
und macht sie zur gewagtesten Interpretation auf der CD.
Anja
Thauer scheint tatsächlich eine aufregende Wiederentdeckung zu sein.
Vielleicht finden sich ja nach den beiden Hastedt-Veröffentlichungen
auch in anderen Musikarchiven vergessene Aufnahmen der jungen Solistin.
Neben ihrem romantischen Ton ist auch ihre persönliche Geschichte
bewegend. Dass auch Thauer jung starb, rückt sie noch stärker in die
Nähe du Prés. "Ein unentwirrbar erscheinendes Beziehungsgeflecht", so
steht im Booklet, war der Grund dafür, dass Thauer sich mit 28 Jahren
das Leben nahm.
Vera Salm
aus:
Das Orchester 05/2012, Seite 76
Konzerte (2)
I. Antonín Dvorák (1841-1904)
Konzert
für Violoncello und Orchester h-Moll op.104
Tschechische
Philharmonie - Leitung: Zdenek Mácal
1968
Deutsche Grammophon GmbH, Berlin
(36:00)
II.
Marcel Delannoy (1898-1962)
Esquisse
lyrique (Lyrische Skizze) pour violoncelle et piano
Helmut
Schultes, Klavier
Rundfunkproduktion 23.10.1962
(6:57)
III. Robert Schumann
(1810-1856)
Konzert
für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129
Nürnberger
Symphoniker - Leitung: Klauspeter Seibel
Rundfunkprod.
15.07.1965
(23:32)
IV. Claude
Debussy (1862-1918)Sonate für
Violoncello und Klavier d-Moll
Helmut Schultes, Klavier
Rundfunkprod.
28.04.1962
(9:48)
ht
6608 (CD nicht mehr lieferbar)
..."Some
of her radio recordings have already been released on
Hastedt Musikedition, and they are real discoveries. Now we have a
third CD on this label containing her fantastic Dvorák Concerto
recorded in 1968 with the Czech Philharmonic conducted by Zdenek
Mácal. This is one of the most impressive readings of the work on
record."...
Norbert Hornig in Classical Recordings
Quarterly Summer 2013
Biografische
Daten
Anja
Thauer, 1945 in Lübeck geboren , debütierte mit 13 Jahren in
Baden-Baden mit dem Boccherini- Konzert und wurde 14jährig in die
Meisterklasse von Ludwig Hoelscher angenommen. Ausgestattet mit einem
Stipendium, konnte sie mit 15 Jahren bei André Navarra in Paris
studieren und schon ein Jahr später sich bei einem Wettbewerb gegen
22 internationale Mitbewerber in Paris weit an die Spitze setzen. Es
begann eine rege Konzerttätigkeit für sie. Anja Thauer starb 1973 in
Wiesbaden.